Mittwoch, 9. April 2014


Etwas über Bildungsangebote für die ganz Kleinen

 
Bildungsangebote für die Babys- ist das nicht ein bisschen übertrieben? Überhaupt nicht!! Unser ganzer Kita-Tag ist für die Kleinen ein einziges Bildungsangebot! Ich versuche eine Aufzählung, die dem Verlauf des Tages folgt:
Abschied von den Eltern: Beziehungen zu anderen Menschen (Erzieherinnen, Kindern) aufbauen/ mutig sein/ Selbstvertrauen entwickeln/ Sicherheit entwickeln (die Eltern kommen immer wieder)/ selbständig werden
Freigewähltes Spiel im Gruppenraum: vielfältige Spielsachen machen neugierig und regen zur Fortbewegung (robben, krabbeln, rutschen, laufen) an/ unzählige Varianten zum Klappen, Öffnen, Schieben, Drehen, Stecken schulen die Fingermotorik/ im gemeinsamen Spiel lernen die Kinder abwarten, abgeben, tauschen/ Förderung der Sprache, um ein Spielzeug zu gekommen, Platz zu machen, mit zu spielen/ Rücksicht gegenüber anderen Kindern üben/ Freude an Musik und Rhythmus entfachen durch stets zugängige Musikinstrumente
Mittagessen: den eigenen Stuhl erkennen, kleine Tischdekoration akzeptieren, Hand-Mund-Motorik üben, Bedürfnisse äußern (Trinken, Nachschlag, Kompott)/ Tischgewohnheiten erlernen
Hygienische Maßnahmen: ab ca. 1 Jahr Töpfchen-Sitzen üben/ Töpfchenerfolge der andern erleben/ Entwickeln einer engen Beziehung beim Windeln und Putzten/ benennen der Körperteile und Anziehsachen
Freigewähltes Spiel auf dem Spielplatz: besonderes Training der Motorik durch Laufen über unebene Flächen (Sandkasten, Wiese), Ersteigen eines Berges, Klettern auf altersgerechte Geräte, Wippen/ Erleben der Jahreszeiten und Natur mit Wettererscheinungen und Temperaturwechsel/ mutig den gesamten Platz erkunden/ beim Spielzeug abgeben, tauschen, abwarten/ Rücksicht gegenüber anderen Kindern üben/ Erleben von Verschiedenen Geschwindigkeiten auf den Fahrzeugen
Spaziergang im Wagen oder zu Fuß: erkunden der Umgebung/ hören und benennen von Umweltgeräuschen (da bellt ein Hund, dort fliegt ein Flugzeug, ein großer LKW fährt) / Natur-beobachtungen (grüne Spitzen im Frühling, Schmetterlinge, Käfer, Eichhörnchen entdecken, Waldluft schnuppern)/ Motorik und Gleichgewicht üben (Laufen über wilde Wiese und durch Wald)/ Sprache fördern (auf Besonderheiten aufmerksam machen, passende Lieder singen, andere Menschen grüßen)/ Verkehrserziehung (am Straßenrand  deutlich und kommentiert nach Autos schauen)
 
Dies ist eine Auswahl der Dinge, die unsere Krippenkinder im Alltag lernen. Ganz bewusst wählen wir Spielzeug, Bücher und gestalten Situationen, damit unsere Kinder ganz viel lernen und dabei gar nicht am Tisch sitzen müssen.
Welche Bildungsangebote erleben die kleinen Federbällchen noch?
Der wöchentliche Besuch im Bewegungsraum bietet unzählige Möglichkeiten für Balance, Auge-Hand- und Auge-Fuß-Koordination, Ausdauer, Muskelaufbau, Geschicklichkeit. Viele Geräte animieren zum Klettern, Rutschen, Laufen, Krauchen.  Bälle, Reifen, Bänke, Leitern, Tunnel, Tücher, Matten, Rollbretter, kleine Wippen, große Bausteine- mit allem können sich die Kinder nach und nach vertraut machen und verschiedene Handhabungen probieren.
Gemeinsames Singen kleiner Lieder, oft mit Bewegungen und Tänzen dazu, üben kurzer Gedichte und das Durchführen von Fingerspielen sollen die Sprache fördern, das Gedächtnis trainieren, Freude an der Bewegung entfachen, das Erkennen von Mimik und Gestik unterstützen. Ein kleines Beispiel macht den Einsatz von Stimme und Mimik deutlich:


Fünf Männer sind in den Wald gegangen...
Fünf Männer sind in den Wald gegangen,                      alle Kinder zeigen ihre Hand und wackeln
sie wollten den Osterhasen fangen.                                mit den Fingern
Der erste war dick wie ein Fass
und brummte:                                                                    tiefe Stimme, brummiges Gesicht
Wo ist der Osterhas‘, wo ist der Osterhas‘.
Der zweite rief: Sieh da, sieh da,                                    helle, laute aufgeregte Stimme und mit dem
da ist er ja, da ist er ja.                                                     Finger zeigen
Der dritte war der allerlängste,
aber auch der Allerbängste.                                            weinerliche Stimme, ängstliches Gesicht
Der fing gleich an zu weinen:
Ich sehe keinen, ich sehe keinen.
Der vierte sprach: Das ist mir zu dumm,                      brummige Stimme, mit dem Kopf schütteln
ich mache nicht mit. Ich kehre wieder um.
Der allerkleinste, wer hätte das gedacht,                   erstaunte, freudige Stimme, überraschtes
der hat den Osterhasen mit nach Haus gebracht.     Gesicht
Da haben  alle Leute laut gelacht!  Ha, ha, ha …         fröhlich und laut lachen                          
 
So erleben die Kinder Spaß an Sprache. Mimik und Gestik unterstützten dies nachdrücklich. Einzelne Wörter sprechen die Kinder mit und erwarten die entsprechenden Gesten und Handbewegungen lebhaft.

Bildungsangebote im kreativen Bereich sind auch bei unseren Kindern 1 ¼ bis 1 ½  Jährigen sehr beliebt! Kaum habe ich die Arbeitsunterlagen in der Hand, breitet sich eine gespannte Unruhe aus und alle hängen in meinem Schlepp, jeder möchte gerne mitmachen, am allerliebsten sofort! Aber wir üben abwarten- einer nach dem anderen. So haben wir schon mit dem Pinsel getupft und gestrichen, mit Knete und Salzteig gerollt, geformt und Figuren ausgestochen, in einer Schachtel bunte Ostereier gerollt, schöne Kompottgläser mit Farben in ein Windlicht verwandelt und natürlich mit Buntstiften tolle Bilder gemalt. Mit einem Löffel kann man Reis oder Linsen durch einen Trichter in ein Glas löffeln. Dabei üben wir die Handhaltung für das Essen, beobachten und lauschen, wie die Körner in das Glas  rieseln.

So lernen unsere kleinen Nestbewohner jeden Tag ganz viel und bereiten sich so schon auf die Schule vor!