Genau wie die Großen lieben auch die Kleinen den frühen
Morgen ganz unterschiedlich! Manche kleinen Geister machen früh die Augen auf
und sind sofort aktiv- andere benötigen einige Zeit, um von ihren süßen Träumen
in den Alltag zu gelangen. Sicher erkennen Mutter und Vater das eigene
morgendliche Verhalten darin und weiß, wie es am besten zu händeln ist. Schon das ist wichtig für einen guten Start!
Lieber 10 Minuten eher aufstehen und in Ruhe wachwerden und frühstücken und so
entspannt in der Kita ankommen! Mancher kleiner Spatz möchte auch gerne morgens
noch mal kurz mit seiner Lieblingspuppe spielen oder den Autokoffer überprüfen-
könnte ja während der Nacht ein Auto alleine davon gefahren sein! Auch diese
Zeit ist wichtig, um beruhigt sein Kinderzimmer zu Hause lassen zu können und
in die Kita zu gehen. Auch wenn es in der Kita bald Frühstück gibt, eine
Kleinigkeit zu Hause ist schon wichtig. Vielleicht warmer Tee oder Milch, für
die Kleinen sogar noch aus der Flasche- ist doch so gemütlich. Nach Appetit
gibt es eine Stulle oder ein Knäcke oder
Müsli oder Obst oder … Es gibt so viele Möglichkeiten und Geschmäcker!
So entspannt geweckt und gestärkt startet die Familie in Richtung
Kita. Auf dem Weg dorthin können die Eltern ihr Kind schon neugierig machen!
Was wird heute wohl alles los sein? Welche Kinder und Erzieher sind schon da?
Welches Spiel ist heute interessant? Geht ihr in den Garten oder spazieren? Und
immer mit Bestimmtheit: Das wird dir sicher wieder viel Spaß machen! Und ganz wichtig: Bald hol
ich dich wieder ab! Bei den Größeren kann man auch schon einen ungefähren
Zeitpunkt ankündigen: gleich nach dem Schlafen oder nach dem Vesper spielst du
noch ein bisschen und dann komm ich. Sicherheitshalber den Zeitrahmen etwas
weiter fassen, falls etwas dazwischen kommt. Nichts ist schlimmer für die
Kleinen, als wenn die angekündigte Oma nicht gleich nach dem Schlafen vor der Tür
steht! Da ist große Trauer auf der Tagesordnung.
In der Kita-Garderobe angekommen, macht sich oft die
Unsicherheit besonders der jüngeren
Kinder breit: Wie schaffe ich den Tag ohne Mama oder Papa. Hier helfen
Rituale: bestimmte Handlungen und Worte, die durch ihre regelmäßige
Wiederholung Sicherheit bieten. Knuddel hier und da, Küsschen überall, bis
später, ganz bestimmt kommt der Papa am Nachmittag zu Abholen, die Kinder warten schon… Jeder findet heraus,
was seinem Kind am besten hilft. Manchmal hilft auch das locken mit einem
begehrten Spielding im Gruppenraum.
Dann öffnet sich die Gruppenraumtür- große Spannung. Wer ist
da- Kinder und Erzieher. Begeben sich die Eltern in Augenhöhe ihres Kindes,
also in die Hocke, wird gemeinsam geschaut, was so los ist. Die Erzieherin drückt ihre Freude über den Neuankömmling
mit einem Lächeln und einer freundlichen Ansprache aus und lockt es in den
Gruppenraum. Ganz viele Kinder kommen nun gerne mit. Einige schauen sich noch
ein wenig um, andere wissen sofort, was sie jetzt ausprobieren wollen.
Natürlich gibt es auch Kinder, denen der Abschied schwer
fällt. Es rollen Tränen, Mama oder Papa werden umklammert. In diesem Fall ist es
für alle Beteiligten schwierig, das
Richtige zu tun. Meistens hilft „Kurz und schmerzlos“. Also diese jämmerliche
Phase nicht ausdehnen, so dass sich das Kind nicht hineinsteigern kann. Die Eltern geben der Erzieherin das Kind auf
den Arm und schließen die Tür. Die Erzieherin tröstet das Kleine mit Singen,
Wiegen, ruhiger Ansprache und lenkt es mit Spielzeug oder dem Spiel der anderen
Kinder ab. Oft kommen auch gleich einige der anwesenden Kinder und bringen ein
Auto oder Buch. Ist der Neuankömmling gesund und ausgeschlafen, wird er sich
bald ablenken lassen und der Seelenfrieden zieht ein.
In seltenen Fällen hilft auch diese Methode nicht. Dann setzt
man den Unglücksraben in eine ruhige Ecke des Gruppenraums, biete ihm ein bis
zwei Spielsachen an und zieht sich zurück. Dem Kind ist womöglich alles zu viel
und zu laut. Es braucht ein wenig Abstand und Beobachtung. Nun kann es zu sich finden und dann langsam am Trubel der anderen
teilhaben.
Wenn alles nichts hilft, sollte man prüfen, ob das Kind
krank ist oder Schmerzen hat. Eine zu enge oder volle Windel sind sehr
unangenehm, ein wunder Po schmerzt, im Bauch rumort es, Husten+Schnupfen
quälen, .. Manches kann man abstellen. Aber wenn das Unwohlsein gar nicht
endet, kann das Kind krank sein. Ein Fieberthermometer hilft bei der
Ursachenforschung. Die Eltern holen dann ihr krankes Kind wieder ab- dann ist
es zu Hause am besten aufgehoben.
Auch bei meinen kleinen Nestbewohnern gibt es alle
beschriebenen Varianten. N. kommt immer freudig angetrappelt und strahlt. Wenn
auf dem Weg von Mama zu mir etwas Spannendes zu sehen ist, dann schwenkt er
auch schon mal gleich zum Spielen und Entdecken ab. Dann geh ich hinter her und
hol mir meine Begrüßung ab.
S. trennt sich immer noch ungerne von Mama. Manchmal hat sie
sogar noch Schnuller und Schnuffeltuch dabei. Dann hilft an der Tür ein Ritual:
„Wir bringen gleich dein Schnuffeltuch und Tutti in dein Fach (in der Wickelkommode
für die Wechselwäsche)“. Dann ist S. eifrig und sucht ihr Fach, zieht die
Schublade auf und stopft beides hinein.
Dabei erklärt sie allen Kindern, die wir unterwegs treffen, dass dies
ihr Tuch und ihr Tutti ist und nicht von L. oder E. Wenn wir das erledigt
haben, dann schaut sich S. ein wenig im Raum um und findet ihr Spiel.
E. rennt immer mit ausgesteckter Hand auf mich zu, um mir „Guten
Tag“ zu sagen, obwohl er dies noch gar nicht sagen kann. Dann ist er sofort
aktiv und interessiert! Wenn E. jämmerlich ist, dass weiß ich, hier stimmt was
nicht.
J. kommt immer sehr ruhig in den Raum. Mamas
Rückversicherung, dass Papa ihn abholt, ist sehr wichtig. Sein Ritual ist ein noch
ein Schluck aus der mitgerbachten Trinkflasche und diese dann auf meinen Tisch
stellen. Etwas später sage ich ihm Bescheid, dass ich die Flasche in sein
Garderobenfach stelle. Unterdessen hat J. ein Spiel gefunden und er ist
zufrieden beschäftigt.
L. braucht erst einmal seine Ruhe, wenn er ankommt. Er
findet es gar nicht toll, wenn die Kinder oder ich ihn gleich mit
Spielvorschlägen überfallen. L. will erst einmal schauen, wer da ist, was so
los ist und kommt dann dazu, wenn er bereit ist.
So ist jedes Kind anders und dies will ich gerne akzeptieren.
Gemeinsam mit den Eltern finden wir den „besten Abschied“ heraus und versuchen,
jeden Morgen so zu gestalten.