„Säuglinge
entleeren – je nach Brust- oder Flaschenernährung – zwei- bis viermal täglich
ihren Darm und geben ebenfalls unkoordiniert im etwa einstündigen Rhythmus ca.
30 ml Urin ab. Etwa ab dem 6. Lebensmonat wird dieses häufige Harnen neuronal
gehemmt, indem die Anzahl der Kontraktionen der Blasenwand reduziert wird und
die Blase deshalb mehr Urin fassen kann, bevor es zu einer Entleerung kommt.
Etwa 60 ml Harn gibt ein Einjähriges in jetzt größeren Abständen ab.“
Das „Sauberwerden“ ist eine große Entwicklungsaufgabe für
die Kinder. Es bedarf einer bestimmten körperlichen und geistigen Reife und
geeigneten erzieherischen Hilfestellungen, damit diese Aufgabe stressfrei für
das Kind gelingen kann.
Die
körperliche Reife
1.
Das Kind muss alleine und sicher sitzen können.
Nur so kann es auf dem Topf oder der Toilette überhaupt Platz nehmen ohne
seinem Rücken zu schaden.
2.
Die Reifung bestimmter Nervenbahnen
(Pyramidenbahnen) muss fortgeschritten sein. Sie sind für die willentliche
Steuerung der Feinmotorik nötig- auch für willentliche Leerung von Blase und
Darm. Sie laufen vom Gehirn zu Blase und Darm. Die Reifung ist durchschnittlich
zwischen dem 18. und 24. Lebensmonat abgeschlossen.
Die
geistige Reife
Das Kind muss bereit sein, das
Töpfchen oder die Toilette zu benutzen. Es muss Interesse daran haben. Es muss einfach wollen!
Geeignete
erzieherische Hilfestellungen
Setzte dein Kind nicht unter Druck!
Dein Kind versteht nicht nur deine Worte. Auch deine Stimmmelodie, deine Mimik
und Gestik sagen ihm sehr viel. Enttäuschte und traurige Blicke, böse Worte
erzeugen beim Kind große Enttäuschung und Angst, etwas falsch zu machen und die
Mama zu enttäuschen.
Was macht meiner Meinung nach Sinn?
-
Wenn das Kind sicher und selbständig sitzen kann
und ich beobachte, dass es auch einige Minuten still an einem Fleck sitzen
bleibt, setze ich es symbolisch auf den Topf. Gute Zeiten dafür sind nach dem
Schlafen, nach dem Mittagessen.
-
Diese „Sitzungen“ begleite ich mit vielen
Erklärungen und stelle auch klar das Ziel deutlich auf: „Schön AA machen.“
-
Nach einiger Zeit überprüfen wir gemeinsam das
Ergebnis. Ein Blick in den Topf entlockt mir entweder:
1.
„ Nichts drin. Vielleicht nächstes Mal!“ à nächste Stufe: „Willst
du nochmal probieren?“ Je nach Interesse des Kindes lässt sich genau erkennen,
ob JA oder NEIN. Das akzeptiere ich auch. Beim Windeln sprechen wir dann über das
Pullern auf dem Topf, wie schön es doch wäre und wie stolz alle sind, wenn
„Fritzchen“ es doch tun würde.
Oder:
2.
Freudiger Ausruf und großes Lob für den Erfolg.
Strahlendes und stolzes Gesicht des Kindes!
-
Wenn die Kinder größer sind, motiviere ich sie,
mir Bescheid zu sagen, wenn sie pullern oder kackern müssen. Mit
Formulierungsvorschlägen. „Wenn du pullern musst, rufst du: Aa, aa! Dann gehen
wir ganz schnell zur Toilette“!
-
Im Laufe des Tages frage ich immer wieder mal
nach: Musst du pullern? Im Spiel ist diese wichtige Aufgabe schnell vergessen!
Gerade Kinder, die erst kurz ohne Windel sind, frage ich häufig und setzte sie
regelmäßig auf die Toilette. Bei Erfolg immer großes Lob! Bei Misserfolg immer
daran erinnern: Bescheid sagen, dann gehen wir schnell! Beim Saubermachen und
umziehen nicht schimpfen, meistens sind die Kindern von sich aus schon traurig
und enttäuscht.
-
Manchmal kann man beobachten, dass Kinder
besonders bevorzugte Zeiten für die Darmentleerung haben, z.B. gleich nach dem
sie im Bettchen zur Mittagsruhe liegen. Dann versuche ich für diese Zeit eine
Sitzung einzurichten. Durch diesen Erfolg wir das Kind angespornt!
All diese
erzieherischen Hilfestellungen erfolgen ohne Druck! Nichts passiert gegen den
Willen des Kindes! Wenn ein Kind auf keinen Fall auf den Topf will, dann
akzeptiere ich das. Durch Erklärung und zeigen der anderen Kinder, die sich
schon trauen und regelmäßiges „sitzen üben“ überwinden wir bald die
Unsicherheit vor dem Topf. Vor der ersten „Sitzung“ schauen wir uns den Topf
gemeinsam an und ich erkläre, dass Fritzchen dort bald sitzen wird, so wie die
anderen Kinder auch und dass es toll ist, wenn er darauf pullert!
Im
Spielbereich der Puppenecke gibt es einen Puppentopf. Oft sehe ich die Kinder
dort sitzen. So wird der Topf ein ganz normaler Gegenstand und verliert seine
negative Ausstrahlung.
In unserem Nestchen sitzen fast alle Kinder auf dem Topf oder der
klitzekleinen Krippentoilette. Unser jüngster Topfsitzer ist 1 Jahr 1 Monat. B.
hat auch schon mal auf den Topf gepullert, aber eher zufällig. Aber so kann B.
jeden Tag die Erfolge anderer Kinder beobachten, die Freude und das Lob
miterleben. Eine positive Grundstimmung dem Topf gegenüber kann sich
einstellen- es gibt kein Mysterium „Topf“.
K. ist 1 Jahr 3 Monate. Schon oft gab es große und kleine Erfolge bei
den Sitzungen. Wenn K. aber bei der Sitzung nach dem Mittagessen schon sooo
müde ist, dann wird gleich gewindelt und ab ins Kuschelbettchen.
L. ist schon 2 Jahre 3 Monate. Die Sitzungen auf der Toilette werden
anstandslos absolviert, aber ohne Erfolg. Erst wenn die Windel wieder dran ist,
wird alles erledigt. Das sagt mir, L. hat alle körperlichen Voraussetzungen:
Sitzenkönnen und Reife der Pyramidenbahnen- L. kneift auf der Toilette zusammen
und kann also sehr wohl willentlich die Entleerung steuern. Aber sie will
einfach nicht auf der Toilette pullern. Die geistige Reife, das Interesse ist
einfach noch nicht da. Ich akzeptiere das. Beim Wickeln sprechen wir darüber.
Wie toll es doch wäre, wenn … Viel angenehmer als die volle Windel… Wir feiern
ein großes Fest, wenn L. auf die Toilette … L. kann schon sehr gut sprechen, ihr
Wortschatz ist richtig groß, viele Lieder singt sie, sie hat schon ein sehr
großes Alltagswissen. Es ist häufig zu beobachten, dass Kinder in einem Bereich
riesen Fortschritte machen und es dafür in einem anderen Bereich länger dauert.
Ich bleibe auch bei L. jeden Tag dran, schimpfe nicht über eine volle Windel,
sondern benenne immer wieder das Ziel: Wenn du auf die Toilette pullerst,
feiern wir ein großes Fest! Da L. ja sprachlich sehr gut drauf ist, versteht
sie mich genau. Irgendwann legt sie ihre Scheu vor dem Klöchen ab. Wo her diese
Abneigung kommt, wissen auch die Eltern nicht. Wir müssen einfach Geduld haben.
Während dessen erfreuen wir uns an L. Darbietungen vieler verschiedener Lieder
und sprechen gemeinsam Fingerspiele und Reime.
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